Daniela Mohr
Personal- und Organisationsentwicklerin (M.A.). Lange Zeit nach Methoden der „alten Schule“, seit 2019 Expertin für agile Arbeit, New Work und New Leadership.
Mein Dilemma ist, dass ich 7 Leben bräuchte. Mindestens. Es gibt so viel zu tun, so unendlich viel zu entdecken und zu lernen. Ein Leben reicht auf keinen Fall.
Das war schon immer so. Deswegen zieht meine Lebenslinie weite Kreise und ich passe in keine Schublade. Zum Terminus „lebenslang Lernen“ bin ich quasi ein Prototyp. Stets verbunden mit Wissbegierde, Veränderung und der Ambition zu entwickeln, auszuprobieren und Neues voranzubringen.
Das hat echt gute Seiten. Eine war, als Stewardess die Welt bereist und viele Länder kennengelernt zu haben. Es hat mein Kulturverständnis und mein „open mindset“ geprägt. Den Drang, die ganze Welt kennenzulernen, hat es auch gestillt. Ein bisschen wenigstens 😉.
Es hat aber auch Nachteile, denn ich komme aus einer Ära der Konformität. So hat es viele Jahre gedauert, bis ich verstand, warum ich stets auf der Suche nach Neuem, nach Weiterentwicklung und Veränderung bin. Und es hat das Gefühl mit sich gebracht, dass mit mir etwas nicht stimmt, ein „misfit“ zu sein.
Nicht in die Schublade zu passen oder sich schnell unterfordert zu fühlen, weiterzuziehen, ohne genau zu wissen, wohin – das geht mit Zweifel und Ängste einher. All das in positive Veränderungsenergie umzusetzen, ist bei Weitem nicht einfach!
Heute weiß ich, dass eine gewisse Rastlosigkeit daherkommt, dass ich Dinge „nicht einfach so hinnehmen“ kann. Schon gar nicht, wenn es Lösungen, bessere Alternativen und neue Wege gibt! Und wenn es sie (noch) nicht gibt, muss man sich halt auf die Suche machen. Deswegen kann ich Dinge vorantreiben.
So ist mein Werdegang begleitet von Talsohlen auf der Suche zwischen Beruf und Berufung, aber auch von wertvollen Menschen und unzähligen Lernerfahrungen. Lebensstationen halt.
Ein Learning ist, dass es nicht wichtig ist, wie die Bedingungen sind, sondern was man draus macht. Und wo es hingehen soll. Die Blickrichtung ist entscheidend. Und wenn der Blick auf das Licht am Ende des Tunnels ausgerichtet ist, dann steuert man das Licht am Ende des Tunnels an. Das zählt.
Was noch zählt, sind die Menschen und ihre Schaffenskraft. Ein Erkenntnisgewinn, der sich durchzieht wie ein roter Faden. Ich habe die Kreativität von Menschen kennengelernt, ihre Einsatzfreude und die Kraft, die sie mobilisieren können. Der Mensch kann viel, wenn man ihn lässt.
Das ist keine Phrase, denn ich war schon mit High-performance-Teams im Einsatz. Eigentlich komme ich aus der Intensiv- und Notfallmedizin. Eine verrückte Zeit, die zwar lange zurückliegt, aber prägend war. Mein Highlight war der Aufbau einer Flugambulanz in Anlehnung an das amerikanische „Flying-nurse-Konzept“. Glaubt mir, das war die aufregendste – und agilste! – Aufgabe, die es damals weit und breit gab. Bei der Rückholung verunglückter Urlauber, bspw. von türkischen oder kenianischen Intensivstationen, ändert sich im Minutentakt praktisch alles. Transportwege von und zum Flughafen werden ebenso zur Herausforderung wie Stromausfälle, Dunkelheit oder „Öffnungszeiten“ am Flughafen.
Die Teamleistung entscheidet! Der Erfolg, Patient*innen schnellstmöglich einer Hochleistungsmedizin zuzuführen, um ihre Chancen maximal zu verbessern, war unmittelbar vom Wert der Zusammenarbeit abhängig. Wie schnell du das Licht am Ende des Tunnels erreichst, entscheidet die Teamleistung. Vielmehr: der Teamgeist.
Teamgeist. Das fasziniert mich. Kräfte, die unsichtbar sind, nicht greifbar – und dennoch soviel bewegen.
Der Intensiv- und Notfallmedizin bin ich bis heute emotional verbunden. Nachdem ich mich tief in die Werte- und Kompetenzforschung eingearbeitet habe, weiß ich, dass die wichtigsten agilen Werte – Mut, Vertrauen und Offenheit – auch die Leitwerte für Notfallteams sind. Das war ein Lückenschluss in meiner Biografie.
Mit der Lebensstation „Neue Arbeit“ geht das Gefühl einher, in die Zeit zu passen. Weil es um den Wert der Zusammenarbeit geht. Um Teamgeist. Um Arbeit, die Spaß macht, die man gerne macht und die sinnvoll ist. Das schließt wirtschaftlichen Erfolg nicht aus (wie manche immer noch denken) – im Gegenteil. Es potenziert ihn.
Denn wenn Menschen kreativ sind und zusammenhalten, schaffen sie Herausragendes. Das kann ich bezeugen. Und weil Arbeitszeit Lebenszeit ist, sollte es unser aller Bestreben sein, Arbeitszeit zu einer guten Zeit zu machen.
Niemand will schlechte Zeiten haben!
Als Personal- und Organisationsentwicklerin der alten Schule habe ich Arbeit von einer anderen Seite kennegelernt. Menschen, die ein „Kostenfaktor“ sind und Dienst nach Vorschrift machen. Freudlose Arbeitsalltage, hoher Krankenstand, Fluktuation und fehlende Motivation. Wir glauben, Arbeit ist „eben so“. Arbeit als „milde Krankheit“, wie es Fritjoff Bergmann, der Vater der New Work Bewegung, nannte. Eine milde Krankheit, von der man sagt, „ich halte es aus“. Aushalten bis zum Wochenende oder bis zur Rente. Arbeit aushalten, das allein klingt schon schrecklich, insbesondere, wenn man dagegenhält, wie viel Lebenszeit damit verbunden ist!
Meine Superkraft liegt darin, dass sich die Transformation von Old School zu New Work ja schon hinter mir habe – und dass ich beide Welten gut kenne. Deswegen weiß ich nicht nur, wie es geht, sondern was es zu gewinnen gibt: Arbeit, die zum Kraftort wird. Vertrau mir. Es ist kein Hexenwerk, denn es schlummert in uns – und: ALLE gewinnen! Eine Arbeitswelt, in der alle gewinnen. Das ist meine Mission.
Gefühlt ist von den 7 Leben noch mindesten eins übrig. Das brauche ich auch, weil ich unbedingt wissen muss, ob wir es gemeinsam schaffen, die Welt zu einem Ort zu machen, an dem alle gut leben und gut arbeiten können. Das wird nicht so schnell beantwortet sein. Oder auch doch. Wer weiß.
Und sonst so? Ich lebe mit meiner Familie im beschaulichen Grefrath am Niederrhein. Ein Stück heile Welt mit viel Natur. Ich versuche mich als Bienenretterin und bin gerne in den Bergen auf Gipfeltour. Den Blick weiten und Perspektiven wechseln, das ist mein Ding. Wenn ich nicht gerade irgendwo auf Gipfeltour bin, dann wenigstens in meiner Heimat der schönen Pfalz. Bei Weck, Worscht und Woi, wie es sich gehört. 😎 (Okay, hin und wieder geht auch Kaffee und Kuchen).
Herzlichst, Daniela Mohr